Internacijonali Romengero Di – Internationaler Tag der Rom*nija 2022
Ein erfolgreiches Wochenende konnte die Roma Volkshochschule Burgenland verzeichnen. Gleich zwei große Projekte konnten präsentiert werden.
Am 8.4.2022 konnten Vertreter*innen der Roma-Community, darunter auch Katharina Graf-Janoska und Gilda-Nancy Horvath (Projektmitarbeiterinnen Dream Road) sowie Andreas Lehner und Horst Horvath von der Roma Volkshochschule Burgenland ein Positionspapier zur Errichtung einer Gedenkstätte für die in der NS-Zeit ermordeten Roma und Sinti im Parlament offiziell übergeben.
Derzeit gibt es in Österreich keinen zentralen Gedenkort der Republik Österreich für die im Nationalsozialismus ermordeten Roma und Sinti. Deshalb erarbeitete Gilda-Nancy Horvath im Auftrag der Roma Volkshochschule Burgenland im Rahmen des Interreg-Projektes Dream Road ein Positionspapier, in dem alle Roma-Organisationen und Aktivist*innen Österreichs ihre Forderung für eine Umsetzung formulieren: Es soll an einem zentralen Standort in der Bundeshauptstadt Wien stehen, es soll eine permanente Form haben und es soll zeitnah umgesetzt werden.
Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) nahm in seiner Rede im Wiener Parlament anlässlich des Internationalen Roma-Tags am 8. April 2022 Stellung dazu: "Das Positionspapier ist sehr weitreichend und macht uns klar, dass die Roma und Sinti einen lebendigen Ort des Gedenkens möchten, an den auch ein Dokumentationszentrum anschließt."
Das Denkmal zu errichten sei das eine, so Sobotka weiter, "und dafür werden wir das Geld sicher auftreiben". Die größere Herausforderung sei aber die nachhaltige Verwaltung, um den Betrieb sicherzustellen. "Da haben Sie in mir sicher einen Unterstützer, der sich auch einbringen möchte", versprach der österreichische Nationalratspräsident.
Einen Tag zuvor, am 7.4.2022 hatten die Roma und Sinti ihr Positionspapier bereits im Rahmen eines feierlichen Akts zum Austausch mit der Politik in der Wiener Hofburg vor Vertreter*innen der Grünen und der ÖVP präsentiert. Die Nationalratsabgeordnete Eva Blimlinger (Grüne) hatte dort ihre Unterstützung zugesagt: "Mein Herzenswunsch wäre es, wenn wir am nächsten Internationalen Roma-Tag, am 8. April 2023, eine wunderschöne Gedenkstätte hätten." Auch die Nationalratsabgeordnete Olga Voglauer (Grüne) und Nikolaus Berlakovich (ÖVP) sagten zu, die Umsetzung der Gedenkstätte tatkräftig zu unterstützen.
Was nur nach einer politischen Formalität aussieht, ist der Erfolg einer wegweisenden Kooperation der Roma-Communities in Österreich. Sowohl migrantische als auch autochthone Organisationen und Aktivist*innen erarbeiteten vereint das Positionspapier, das den jahrelangen politischen Stillstand zu diesem Thema beendete.
Ausgangspunkt für diese Zusammenarbeit war eine Arbeitsgruppe des von der EU geförderten Interreg-Projekts "Dream Road", das von der Roma Volkshochschule Burgenland organisiert und durchgeführt wird.
Am 9.4.2022 fand die alljährliche Tagung zum Internationalen Romatag der Roma Volkshochschule Burgenland, im Rahmen des Interreg Projektes „DREAM ROAD“ statt. Befasst hat sich die Tagung mit der Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe der Rom*nija und Sinti*zze unter dem Gesichtspunkt von „Hass im Netz“. Rom*nija und Sinti*zze sind häufig Ziel solcher Hassbotschaften. Durch die scheinbare Anonymität, die das Internet bietet, fühlen sich manche sicher genug, um ihrem Hass und Rassismus freien Lauf zu lassen. Die Zahl der Übergriffe im Netz, auf diversen Plattformen, Internetseiten und auch in Foren, nimmt dabei jährlich zu.
Begrüßung: Andreas Lehner, Vorsitzender der Roma Volkshochschule Burgenland, betonte, dass Rassismus noch immer in den Köpfen viel zu vieler Menschen fest verankert ist und dass es eines gesellschaftlichen Kraftaktes bedarf, um dieses Übel zurückzudrängen. Nicht die Roma sind das „Problem“, wie immer wieder behauptet wird, sondern der in unserer Gesellschaft immanente Rassismus.
Auch die burgenländischen Politiker Landtagspräsident Bgm. Georg Rosner, NR Mag. Christian Drobits, Datenschutzsprecher der SPÖ und LAbg. Wolfgang Spitzmüller (Grüne), der Grußworte von Bundesministerin Dr.in Alma Zadić überbrachte, versprachen Mithilfe bei der Umsetzung der zentralen Gedenkstätte für Rom*nija und Sinti*zze in der Bundeshauptstadt Wien.
Der Vortrag von Roxanna-Lorraine Witt befasste sich mit dem Thema „Radikalisierung im Netz: Rassismus gegen Rom*nija und Sinti*zze als Phänomen im Kontext Social-Media und Gaming-Kultur“ und zeigte eindringlich auf, wie kurz der Weg von Hassbotschaften und Gewaltspielen im Internet zur realen Gewalt gegen marginalisierte Gruppen ist.
Gilda-Nancy Horvath berichtete über neueste Entwicklungen im Medien- und Digitalbereich im Kampf gegen Antiziganismus und fordert ein Ende der Fremddarstellung von Roma in den Medien und die Einbeziehung und gezielte Förderung von Roma-Journalist*innen. Das würde die überwiegend negative und fast immer klischee- und vorurteilsbehaftete Darstellung von Roma verhindern.
In einem virtuellen Beitrag stellte das Team der ZARA Beratungsstelle (Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit Beratungsstelle gegen Rassismus) seine Arbeit vor und präsentierte eine Video #GegenHassimNetz.
Moderation: Katharina Graf-Janoska
Am Abend fand ein Konzert mit der Leon Berger Band statt.
Veranstaltung der Roma Volkshochschule Burgenland im Rahmen des EU-Projektes DREAM ROAD mit Unterstützung der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung, der Stadtgemeinde Oberwart, dem Land Burgenland und dem Offenen Haus Oberwart.