Laut Angaben der offiziellen Volkszählung von 2001 leben in der Slowakei 89.920 Rom_nija. Ihre tatsächliche Zahl wird aber auf 480.000 bis 520.000 Personen geschätzt, rund 10% der Landesbevölkerung, was die Rom_nija zur zweitgrößten Minderheit der Slowakei macht. Artikel 33 und 34 des 2. Kapitels der slowakischen Verfassung befassen sich speziell mit den Rechten nationaler Minderheiten und ethnischer Gruppen, jedoch wurden bisher kaum weiterführende Gesetze hierzu verabschiedet. Besonders in den Bereichen der Bildungs-, Beschäftigungs- und Wohnungspolitik gibt es keinerlei Anti-Diskriminierungsgesetzgebung. Die Arbeitslosigkeit unter den Rom_nija liegt bei 80% und mehr, wobei Rom_nija sowohl am Arbeitsmarkt als auch am Arbeitsplatz häufig Diskriminierungen ausgesetzt sind. Städtische Verwaltungsbehörden verweigern den Rom_nija bei einem Umzug an ihren neuen Wohnorten häufig die Ausstellung von Aufenthaltsberechtigungen. Einige Lokalbehörden haben Rom_nija auch per Verfügung aus Siedlungen verbannt. Trotz jüngster Versuche zur Verbesserung des Bildungszugangs für Romakinder – etwa durch Einführung von "Nullten Klassen" zur Verbesserung der Eingangsvoraussetzungen bei Schuleintritt – ist die schulische Segregation der Romakinder weit verbreitet, sei es in Form von minderwertigen "Spezialschulen" in mehrheitlich von Rom_nija bewohnten Gebieten oder Einweisungen in Sonderschulen für geistig Behinderte. Für den Unterricht in Romani gibt es so gut wie keine – oder höchstens geringe – Vorkehrungen. Verschiedene Berichte verweisen darauf, dass Gewalt gegen Rom_nija weit verbreitet sein dürfte, wobei bösartige rassistische Anschläge bereits zu mehreren Todesopfern geführt haben – oft in stillem Einverständnis mit der Mehrheitsbevölkerung und unter angeblicher Duldung durch die Polizeibehörden. Eine adäquate behördliche Verfolgung rassistisch motivierter Gewalttaten gegen Rom_nija ist selten.
Datensammlung
Unter dem Namen „Atlas der Roma-Gemeinden: Erstellen von soziografischen Karten von Roma-Siedlungen in der Slowakei“ versteht sich eine Initiative der slowakischen Regierung zur Ansammlung von Statistiken über die Lebensbedingungen, die generelle Situation der Rom_nija und deren Bedürfnisse. In der Zeit von September 2003 bis Juni 2004 wurden in slowakischen Roma-Siedlungen diese Zahlen erhoben. Das Sammeln war ein wichtiger Schritt um neue politische Ansätze zu erarbeiten und um die Situationen der verschiedenen Siedlungen zu erfassen und Maßnahmen zur Verbesserung einleiten zu können.
Die Bedeutung von lokaler Unterstützung
Ein im Jahr 2001 gestartetes Infrastrukturprojekt zur Arbeitsplatzbeschaffung für Rom_nija konnte in den meisten geplanten Gemeinden nicht durchgeführt werden, da es an Unterstützung mangelte. Eine Gemeinde jedoch begrüßte das Projekt, da man erkannte, dass die geplante Infrastruktur der ganzen Gemeinde nützen würde und somit wurde das Projekt auf lokaler Ebene unterstützt und realisiert. Die Rom_nija fanden die Anerkennung der Dorfbewohner, weil sie unter anderem weite Wege in Kauf nahmen um als Wanderarbeiter tätig zu sein.
Slowakei: Papst besucht größte Roma-Siedlung in Mitteleuropa
Papst Franziskus bricht am Sonntag zu einer Reise nach Budapest und in die Slowakei auf. In Ungarn trifft er Viktor Orban und „kozelebriert“ die Abschlussmesse des Internationalen Eucharistischen Kongresses.
In der Slowakei besucht der Pontifex Kosice im Osten – und dort den Stadtteil Lunik IX – einen sozialen Brennpunkt.
“Es ist wirklich eine große Ehre für uns, nicht nur für mich, sondern für alle hier lebenden Menschen. Der Grund, warum Papst Franziskus in diese Gemeinschaft kommt, ist, die Roma zu begrüßen. Er ist dafür bekannt, marginalisierte Gemeinschaften zu besuchen, und das ist noch ein Grund mehr, dass wir ihn respektieren.”
Das Viertel in der zweitgrößten slowakischen Stadt ist für desolate Wohnverhältnisse berüchtigt. Die Plattenbausiedlung gilt mit mehr als 6.000 Bewohnern als größte Wohnsiedlung der Roma-Minderheit in Mitteleuropa.
“In Lunik IX hat jeder Angst, von Wölfen gefressen zu werden, aber hier gibt es keine Wölfe, nur Menschen.”
Slowakische Politiker hatten sich öffentlich gestritten, wer daran «schuld» sei, dass dieser «Schandfleck» ins Reiseprogramm des Papstes aufgenommen wurde. Vielleicht Lukas (1. Jahrhundert) – mit seinem Evangelium: „Glückselig ihr Armen, denn euer ist das Reich Gottes ... " (Evangelium nach Lukas 6,20). https://de.euronews.com/2021/09/11/slowakei-papst-besucht-gro-te-roma-siedlung-in-mitteleuropa
Slowakei entschuldigt sich für Zwangssterilisierungen von Roma-Frauen
Die slowakische Regierung hat die jahrelange Verletzung von Menschenrechten in einer Erklärung verurteilt. Mehrere Tausend Frauen seien zu Opfern geworden.
25. November 2021, 5:01 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE,
Die slowakische Regierung hat sich offiziell für Zwangssterilisierungen von Roma-Frauen entschuldigt. Die populistisch-konservativ-liberale Vierparteienkoalition verurteilte die jahrelange Verletzung von Menschenrechten in einer Erklärung und bat die Betroffenen um Vergebung, wie die staatliche Nachrichtenagentur TASR meldete.
Die Roma-Beauftragte der Regierung in Bratislava wies auf ihrer offiziellen Website darauf hin, dass sich die Zahl der Geschädigten nur schätzen ließe. Es seien aber auf jeden Fall mehrere Tausend Frauen zu Opfern geworden.
Nach Regierungsangaben wurden zwischen 1966 und 1989 Zwangssterilisierungen mit dem Ziel durchgeführt, den Kinderreichtum der Minderheit zu beschränken. Auch nach dem Sturz des kommunistischen Regimes seien in den Jahren 1990 bis 2004 vor allem Roma-Frauen in Kliniken unter Druck gesetzt worden, nach der Geburt ihrer Kinder einer anschließenden Sterilisierung zuzustimmen.
Menschenrechtsorganisationen und der Europarat hatten seit Jahren gefordert, die Slowakei solle diese jahrelangen systematischen Menschenrechtsverletzungen eingestehen und die Opfer entschädigen. Die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatović, begrüßte die Entschuldigung als ersten wichtigen Schritt. Nun sollte aber auch rasch ein Mechanismus für Entschädigungen installiert werden.
Linksammlung zum Thema „Rom*nija in der Slowakei“
https://www.sueddeutsche.de/panorama/roma-in-der-slowakei-hinter-den-mauern-1.1807102
https://www.deutschlandfunk.de/die-lage-der-roma-in-der-slowakei-100.html
https://www.diepresse.com/634046/am-rand-der-gesellschaft-roma-in-der-slowakei
https://www.dw.com/de/papst-r%C3%BCgt-ausgrenzung-von-roma-in-slowakei/a-59183737