• Roma in Europa

Slowenien

Bei der offiziellen slowenischen Volkszählung 1991 bekannten sich nur 2.293 Personen als Rom_nija, lokale Roma-Führungspersönlichkeiten schätzen ihre Gesamtzahl aber auf bis zu 10.000. Rom_nija stellen die größte offiziell anerkannte Minderheit Sloweniens dar und leben in größerer Zahl vor allem im Prekmurje-Gebiet im Nordosten Sloweniens, in der Dolenska-Region im Südosten sowie in den Städten Maribor, Ljubljana und Velenje.

Das 1993 verabschiedete slowenische Gesetz über lokale Selbstverwaltung hält fest, dass "in Gebieten, in denen autochthone Roma leben, die Roma zumindest einen Repräsentanten in Gemeinderat haben".

Jedoch nur eine einzige Lokalbehörde, die Stadt Murska Sobota in der Prekmurje-Region, verfügt tatsächlich über einen Roma-Vertreter im Stadtrat. Die slowenische Gesetzgebung unterscheidet zwischen "autochthonen" Rom_nija – für gewöhnlich versteht man darunter Rom_nija, deren Familien bereits seit einem Jahrhundert oder länger in Slowenien leben – und "allochthonen" Rom_nija, die in der Regel seit den 1970er Jahren meist aus Bosnien, Serbien und dem Kosovo nach Slowenien gekommen sind. Das größte Problem, dem sich "allochthonen" Rom_nija konfrontiert sehen, ist die Tatsache, dass ihnen von der slowenischen Regierung die Staatsbürgerschaft verwehrt wird. 2002 wurde jedoch eine diesbezügliche Reform in Angriff genommen.

Zur besseren Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit, schulischer Segregation und der schlechten Wohnbedingungen der Rom_nija verabschiedete die slowenische Regierung im Jahre 1995 ein "Maßnahmenprogramm zur Unterstützung der Roma in der Republik Slowenien", das sich den speziellen Problemen der Volksgruppe widmet. Die Initiative wurde im Jahre 2000 durch das "Beschäftigungsprogramm für Roma in Slowenien" des slowenischen Ministeriums für Arbeits-, Familien- und Sozialangelegenheiten erweitert, das die Wohnungs- und Lebensbedingungen der Rom_nija analysierte und Vorschläge zur Integration der Rom_nija in den Arbeitsmarkt erarbeitete.

Vorbeugende Gesundheitsmaßnahmen

In Slowenien wurde ein Projekt zur Verbesserung der Ernährungsgewohnheiten zum Schutz und Stärkung der Gesundheit der Roma-Bevölkerung initiiert. Mit Workshops, Vorträgen und anderen Bildungsveranstaltungen wurden 110 Roma-Familien aus 28 verschiedenen Siedlungen über Ernährungsalternativen informiert. Besonders wurden Frauen angesprochen, die in der Regel für die Zubereitung von Speisen zuständig sind. Das Projekt wurde von den Romnija positiv angenommen. 

Bildung, Arbeit und Selbstermächtigung

Das Projekt Romano Kher strahlt von Nordslowenien erfolgreich ins ganze Land aus.

Gesetzlich versuchte der junge Staat, die Rechte der Roma ähnlich in der Verfassung zu sichern wie jene anderer Minderheiten, etwa der Italiener. Real sei aber noch viel zu tun, kritisieren Roma-Vertreter. Wesentlich sei neben Bildung, dass man auch politisch selbst aktiv sei. Mittlerweile gibt es allein um Murska Sobota in 20 Orten Roma als Gemeinderäte.

Das Leben der Roma habe sich in den letzten drei Jahren, seit dem Start von Romano Kher, noch nicht immens verändert, sagt Projektleiter Romeo Varga, "es geht stückweise voran". Im Projektbüro in Murska Sobota schuf man fünf Arbeitsplätze. Man betreibt ein Infozentrum und organisiert Konferenzen. Vor kurzem etwa eine Gedenkveranstaltung zum Völkermord an Roma während der NS-Diktatur – einer Zeit, die man auf Romanes Porajmos (das Verschlingen) nennt.

Erfolge verzeichnet man vor allem bei den Kindern. "Sie hatten in der Schule Probleme", erzählt Varga. Anders als im Vorzeigedorf Pušča besuchten sie meist keinen Kindergarten. "Dann kamen sie in die Schule, konnten zwar zu 99 Prozent fließend Slowenisch, doch es fehlten Grundlagen." Man entwickelte die Idee der Roma-Assistenten, speziell ausgebildeter Roma, die Schulkindern helfen.

Wirkung in der Schule

Das zeigte Wirkung: "Die Noten sind besser, sie schließen die Schule öfter ab und leihen sich öfter Bücher aus", so Varga. Das Bildungsministerium übernahm die Idee kürzlich für ganz Slowenien.

Bei der Integration in den Arbeitsmarkt arbeite man "mit beiden Seiten", betont Varga. Habe man einen Arbeitgeber erst überredet, einen Rom einzustellen, und macht er gute Erfahrungen, laufe die Sache. Auf der anderen Seite müsse man Roma oft kulturelle Unterschiede erklären: "Etwa, dass es bei anderen Slowenen nicht als unhöflich gilt, wenn einen nicht die gesamte Familie bei der Arbeit besucht." (cms/DER STANDARD, 13.8.2013)[1]

 

Ein weiteres Beispiel für die positive Auswirkung der Arbeit von Romano Kher:

https://www.derstandard.at/story/1375626375979/romasiedlung-pusca-das-hier-ist-das-einzige-romadorf-europas

https://volksgruppen.orf.at/v2/roma/stories/2673031/

Natürlich gibt es aber auch negative Beispiele – denn Rom_nija sind auch in Slowenien mit Armut, Ausgrenzung und Diskriminierung konfrontiert:

https://www.amnesty.ch/de/laender/europa-zentralasien/slowenien/dok/2011/roma-kampf-sauberes-wasser

https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/590121-Erstes-Roma-Restaurant-stoesst-auf-Probleme.html

 

 

EU-Projekt „Dream Road“

Dream Road Meeting Pusca

Seit Juli 2020 läuft das EU-Projekt „Dream Road“, an dem 15 Organisationen aus 10 Donauländern beteiligt sind. Auch Österreich ist Teil des Teams und wird durch die Roma Volkshochschule Burgenland vertreten.

Ins Leben gerufen hat „Dream Road – Danube Region for improved Access and Empowerment of Roma Developement“ die slowenische Organisation RESEARCH AND EDUCATIONAL CENTRE MANSION RAKICAN, die schon Erfahrungen in der Umsetzung von EU-Projekten hat. Diese Organisation machte sich im Rahmen des „Danube Transnational Programme“ auf die Suche nach Partnern innerhalb der Donauländer, um gemeinsam Strategien zur Verbesserung der Lebensumstände der Roma zu erarbeiten und umzusetzen. Die Roma Volkshochschule Burgenland wurde vom Initiator Slowenien eingeladen an diesem Projekt teilzunehmen.

Die soziale Situation der Roma in den östlichen Ländern Europas ist teilweise erschreckend. Sie sind immer noch von Diskriminierung und Stigmatisierung betroffen. Diese Länder, in denen die Roma in verheerenden Verhältnissen leben, sind, unter anderem, Teil des durch die EU geförderten Projektes. Die Roma und ihre Rechte sollen und müssen dort noch mehr gestärkt werden, daher ist es wichtig, dass Länder wie Ungarn in diesem Projekt eingebunden sind. Gerade dort gibt es seit einigen Jahren eine junge Bewegung von Aktivisten, die sich für die Rechte der Roma einsetzt – genau diese kann man mit dem Projekt „Dream Road“ unterstützen.

 

[1] https://www.derstandard.at/story/1375626375384/bildung-arbeit-und-selbstermaechtigung

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