Die Anzahl der in Portugal lebenden Rom_nija wird auf 15.000 bis 60.000 Personen geschätzt. Rassistische Diskriminierung gegen Rom_nija ist in Portugal tief verwurzelt und führte im Jahre 1996 zur Vertreibung einer Romafamilie aus der Stadt Villa Verde. Nachdem Nachbarn Vorwürfe erhoben hatten, dass die Familie in Rauschgifthandel verwickelt sei, wies die Gemeindeverwaltung die Familie aus und zerstörte ihr Haus. Für die Familie begann damit eine Odyssee durch mehrere nordportugiesischen Städte, wobei sie aus jeder Stadt, in der sie sich niederzulassen versuchten, ausgewiesen wurden. Im Jahre 2001 wurden 205 im Lissaboner Bezirk Musgueira lebende Rom_nija festgenommen und in eine Garage des Ausländeramtes gebracht, nachdem ihre Wohnwägen von der Polizei durchsucht worden waren. Die Gruppe wurde angeblich mehrere Stunden in einer kleinen Garage festgehalten, es wurden ihnen Fingerabdrücke abgenommen und sie wurden fotografiert. Danach wurden sie an die spanisch-portugiesische Grenze gebracht und aus Portugal ausgewiesen.
2017 besuchte der Kommissar für Menschenrechte des Europarates Nils Muižnieks Portugal um sich mit den konkreten Maßnahmen des Landes im Umgang mit Diskriminierung der Rom_nija anzusehen. Bei diesen Maßnahmen geht es darum die Teilhabe der Rom_nija am Gesellschaftsleben zu stärken.
“Es ist erfreulich, die positiven Veränderungen zu sehen. Mediatoren der Roma sind in der Gemeinde vertreten, die Gemeinschaft ist im Entscheidungsprozess involviert, wenn es um Themen wie Diskriminierung, Bildungschancen und Arbeitsmöglichkeiten geht. Dieser pragmatische und aktive Ansatz zeigt, dass die Zusammenarbeit zwischen Roma und der Bevölkerung auf lokaler Ebene funktioniert. Dies unterstützt durch ein starkes politisches Leadership, insgesamt eine lohnende Investition, die gefördert und aufrecht erhalten werden sollte,” sagte der Kommissar nach seinem Besuch in Torres Vedras. Dieser Stadtrat ist einer von sieben in Portugal, der ein Mediatorenprogramm umsetzt mit dem Ziel, bessere Beziehungen zwischen den Roma, den Gemeinden und der Bevölkerung herzustellen und die Roma zu stärken. “Wenn es darum geht, eingefahrene Vorurteile und Stereotypen zu überwinden und bessere Beziehungen in der Gemeinschaft herzustellen, ist dieses Programm ein Schlüssel dazu. Es sollte fortgeführt und auf andere Stadtgemeinden ausgeweitet werden.”[1]
Interessant ist hierbei, dass von den portugiesischen Rom_nija gesprochen wird, also ob sie nicht Teil der Bevölkerung wären. Es wird in diesem Artikel und in den Aussagen Muižnieks deutlich, dass klar zwischen der Bevölkerung und den Rom*nija unterschieden wird.
Links zum Thema:
https://en.wikipedia.org/wiki/Romani_people_in_Portugal
Einen ausführlichen Bericht „Discrimination of Roma Communities. Portugal National Report“ findet man hier: https://www.gitanos.org/upload/58/68/Discrimination_of_Roma_National_Report_PORTUGAL_Net_Kard.pdf
[1] https://www.coe.int/de/web/portal/news-2017/-/asset_publisher/StEVosr24HJ2/content/portugal-progress-in-participation-of-roma-in-local-decision-making-should-be-sustained