• Roma in Europa

Niederlande

„In den Niederlanden leben heute ca. 40.000 Roma. 1420 werden Roma in niederländischen Chroniken erstmals erwähnt. Alsbald wurden die Roma in den nördlichen Landesteilen verfolgt, während sie im Süden noch geduldet waren. Als die Roma in Holland auftauchten, verglich man sie mit ‚hussitischen Ketzern‘.“(Djurić, 1996, S. 250).

Am 29. März 1943 ordnete das „Reichssicherheitshauptamt“ die Deportation der niederländischen Sinti und Roma nach Auschwitz an. Zur Vorbereitung wurden Sammellager eingerichtet. Für den 16. Mai 1944 befahl der Chef der Sicherheitspolizei und des SD in den Niederlanden, alle Sinti und Roma zu verhaften und ihr Eigentum zu beschlagnahmen. Einigen gelang rechtzeitig die Flucht, die anderen brachte man nach Westerbork, einem Internierungs- und Sammellager für Juden. Am 19. Mai 1944 wurden 245 Sinti und Roma von dort zur Vernichtung nach Auschwitz-Birkenau deportiert.[1]

Nur mehr ein kleiner Teil der Rom_nija Bevölkerung – 2.700 Familien – lebt in Wohnwägen. Der Zustrom von Arbeitsmigranten aus Süd- und Osteuropa brachte in den 1960er Jahren neue Romagruppen in die Niederlande. Als im Jahre 1968 das Recht mit dem Wohnwagen ein Nachtlager aufzuschlagen auf einige wenige, regional verteilte Standplätze beschränkt wurde, wurde damit die Mobilität der niederländischen Romagruppen schwer eingeschränkt. Diese zentralen Standplätze wurden später in kleinere Standplätze mit maximal 15 Wohnwägen umgewandelt. Viele niederländische Rom_nija haben seither das Reisen aufgegeben und leben nun in Containern auf diesen Standplätzen, von denen einige eigene Schulen, Sozialarbeiter und andere öffentliche Einrichtungen haben. Wie die belgischen Rom_nija sind auch die niederländischen Rom_nija religiös in eine katholische Gruppe und in Anhänger der Pfingstlergemeinde gespalten.

Im Jahr 2021 wurde ein Denkmal für die NS-Opfer der Jüdinnen und Juden sowie der Rom_nija und Sinti_zze in Amsterdam enthüllt. Lange Zeit protestierten die Einwohner gegen das Mahnmal, da man einen Besucherstrom befürchtete. Für viele Überlebenden des Holocausts kam das Mahnmal zu spät, wie hier berichtet wird:

Amsterdam: Holocaustdenkmal für 102.000 Juden sowie Sinti und Roma wird eröffnet

  • In Amsterdam wird am Sonntag ein umstrittenes Holocaustdenkmal vom niederländischen König Willem-Alexander eingeweiht.
  • Es erinnert namentlich an alle 102.000 von Nationalsozialisten getöteten niederländischen Juden sowie Sinti und Roma.
  • Anwohner hatten jahrelang versucht das Denkmal zu verhindern.

19.09.2021, 16:18 Uhr

Amsterdam. Nach jahrelangem Rechtsstreit wird in Amsterdam das Nationale Holocaust Denkmal eingeweiht. Das „Namenmonument“ wurde auf Initiative des niederländischen Auschwitz Komitees errichtet und soll am heutigen Sonntag von König Willem-Alexander enthüllt werden. Es ist das erste Denkmal des Landes, das namentlich an alle 102.000 niederländische Juden sowie Sinti und Roma erinnert, die von den deutschen Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkrieges ermordet worden waren. Aus Sorge vor Protesten erließ die Stadt am Freitag für die offiziellen Eröffnung eine Notverordnung.

„Ich bin froh, dass es endlich da ist“, sagte der Vorsitzende des Auschwitz Komitees, Jacques Grishaver (79), der Deutschen Presse-Agentur in Amsterdam. „Dieses Monument gibt den Opfern 76 Jahre nach Kriegsende ihren Namen zurück und beweist, dass sie gelebt haben.“ Das Monument wurde vorwiegend durch Spenden finanziert.

 

Jeder Stein des Denkmals enthält einen Namen

Der polnisch-amerikanische Architekt Daniel Libeskind hatte das Mahnmal entworfen. Es befindet sich im Zentrum der Stadt nahe des Jüdischen Viertels. Das Monument besteht aus Backsteinmauern in der Form von vier hebräischen Buchstaben. Sie bedeuten „Im Gedenken“. Besucher können um die Buchstaben herum laufen. Die Mauern werden oben von einem Stahlrand abgeschlossen, in dem sich Steine, Bäume und Wolken spiegeln. Auf jedem Backstein stehen der Name eines Opfers, sein Geburtsdatum sowie das Sterbealter. 70 bis 80 Prozent der namentlich aufgeführten Familien wurden von den Nationalsozialisten getötet.

Für die jüdische Gemeinschaft sei es ein wichtiges Monument, sagte Grishaver. „Die unglaubliche Zahl von 102.000 kann man sich jetzt vor Augen führen.“ Für Angehörige sei es auch ein Gedenkort. Außerdem solle das Monument auch für Aufklärung von Jugendlichen genutzt werden.

Anwohner hatten jahrelang versucht, vor Gericht das Denkmal zu verhindern. Sie hatten unter anderem beklagt, dass es zu groß sei, und befürchteten einen Besucherzustrom. Das höchste Gericht des Landes hatte Ende 2019 dann endgültig grünes Licht gegeben. „Das war für viele Überlebende zu spät“, sagte Grishaver. „Das ist sehr bitter.“ [2]

 

[1] https://www.sintiundroma.org/de/voelkermord-in-europa/niederlande/

[2] https://www.rnd.de/politik/amsterdam-holocaustdenkmal-fuer-juden-sowie-sinti-und-roma-wird-eroeffnet-SG72LYSYNMUL7V6LAOIL5HRAL4.html