„Zigeunerschule“ in Stegersbach

1927 lebten 156 Roma in der Marktgemeinde Stegersbach.

 Ab 1921, nachdem das Burgenland zu Österreich gekommen war, wurden alle schulischen Belange hauptsächlich von den Kirchen betreut. Daher war es möglich, dass in einzelnen Schulen im Burgenland Kroatisch oder Ungarisch als Unterrichtssprache galt und Deutsch als Unterrichtsfach unterrichtet wurde(1).

 In Stegersbach entwickelte sich ab den späten 1920er Jahren eine Schule für Roma, die im Laufe ihrer Entstehung mit dem Minderheitenschulwesen aber nichts zu tun hatte. Erschreckend ist, wie rassistisch und diskriminierend die Maßnahmen für den Schulbesuch der Roma waren. Vor 1921 konnten nur wenige Roma die Schule besuchen, daher ordnete die burgenländische Landesregierung 1924 die Einschulung der Romakinder an. 1924/25 besuchten ungefähr 40 Romakinder zusammen mit den kroatisch- und deutschsprachigen Kindern die Volksschule in Stegersbach. Viele Nicht-Roma Eltern protestierten gegen den gemeinsamen Schulbesuch. Daher wurde eine eigene "Zigeuner-Klasse" eingerichtet, so auch in Oberwart, Holzschlag und Schreibersdorf. Bald wurde diese Klasse nicht mehr in der Volksschule untergebracht, sondern im Feuerwehrhaus. Viele Lehrer standen dieser Einrichtung sehr kritisch gegenüber. Andere Lehrer sprachen den Kindern sogar das "Mensch-sein" ab und meinten befürwortend zum Schulbesuch "dass aus den Zigeunerkindern in unserer Gesellschaft ganz anständige, brave und fleißige Mitglieder der Gesellschaft werden .... Man hat nämlich vergessen, dass zuerst getrachtet werden muss, die Zigeuner zu Menschen zu machen, wenn sie noch kleiner sind." 1930 wurde die alte Schule im Gemeindehaus adaptiert und die "Zigeunerschule", eine einklassige Schule mit einem Lehrer, eröffnet. Im Burgenland sollten weitere solche Schulen eingerichtet werden, deshalb arbeitete man einen eigenen Lehrplan aus. Dabei stand nicht die Förderung und Integration im Vordergrund, sondern die Umerziehung zu billigen und willigen Hilfsarbeitern. Nicht Lesen und Schreiben wurden intensiv unterrichtet, sondern praxisrelevante Fächer. In allen Lehrgegenständen kam die diskriminierende Einstellung gegenüber den Kindern zu Tage. Auf dem Lehrplan stand auch der Unterricht in Romanes, jedoch gab es weder sprachkundige Lehrer noch Unterrichtsmaterialien. Weitere "Zigeunerschulen" wurden im südlichen Burgenland geplant, die jedoch aufgrund von Finanzierungsproblemen nicht realisiert wurden. In Oberwart und in Stegersbach wollte man Heime für die Kinder einrichten und sie von den Eltern getrennt erziehen. Die Auflösung der "Zigeunerschule" erfolgte 1938. Offiziell geht dies aus einer Weisung des NS-Landeshauptmannes Portschy hervor, der anordnete, dass "Zigeunerkinder nicht mehr eingeschult werden dürfen". Portschy war einer der Hauptverantwortlichen für die Ermordung der burgenländischen Roma. Er hat das Vorgehen gegen die burgenländischen Roma 1938 in der Schrift "Die Zigeunerfrage" dargelegt.

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