• Kunst & Kultur

Wie die Roma und die Walachen* Verwandte wurden

* Walachen: hier in der Bedeutung von "bulgarische Hirten"

Es geschah vor langer Zeit, als Gott und die Heiligen noch auf Erden wandelten. Einmal verbrachten ein paar Roma und ein paar Walachen die Nacht im selben Gasthaus. Die schlauen Walachen ließen sich im ersten Stock nieder, sie aßen zu Abend und gingen dann zu Bett. Die Roma wohnten im zweiten Stock, und heissblütig, wie sie waren, wurden sie bald laut. Aber die Walachen waren müde, weil sie den ganzen Tag hart gearbeitet hatten. Der Lärm weckte sie, und sie sandten einen Mann, der die Roma05-4-3 1 bitten sollte, mit dem Lärm aufzuhören. Die Roma versprachen, leise zu sein, der Mann ging zurück zu seinen Leuten, und bald waren sie wieder eingeschlafen. Doch die Roma vergaßen auf ihr Versprechen. Wiederum mussten die Walachen einen Mann hinaufschicken. Der Lärm hörte auf - aber nur für kurze Zeit. Nun wurden die Walachen zornig, sprangen aus ihren Betten und stürmten wütend hinauf zu den Roma. Es entspann sich ein Streit, und plötzlich begann eine wüste Rauferei, über die sich ein solches Getöse erhob, dass sogar Gott selbst es hören musste. Gott rief den Heiligen Petrus, der den Streit im Gasthaus schlichten sollte. Petrus ging hin und beruhigte die Streithähne. Sowie er aber in den Himmel zurückgekehrt war, ging das Gezänk aufs Neue los. Ungeduldig machte Petrus sich auf Gottes Geheiß ein zweites Mal auf, und nur mit Mühe schaffte er Ruhe. Noch am Rückweg aber musste er hören, dass der Lärm wieder losging, und lauter noch als zuvor. Da wurde Petrus derart zornig, dass er, ohne Gott gefragt zu haben, in das Gasthaus zurückkehrte. Er zückte eine kleine Axt, ließ sie fahren - und kein Kopf blieb an seinem Ort. Dann stieg der Heilige zurück in den Himmel, wo er sich friedlich aufs Ohr legte. Inzwischen wollte Gott den Geschehnissen in jenem Gasthaus lauschen, konnte aber nicht den geringsten Laut vernehmen. Er weckte den schlafenden Petrus und fragte: "Petrus, was hast du mit diesen Leuten angestellt, dass sie so leise sind?" Petrus erzählte alles so, wie es sich zugetragen hatte. Nun wurde Gott böse auf Petrus. Er befahl ihm, hinabzusteigen und seinen Fehler auszubessern. Petrus erhob sich also widerwillig aus dem Bett, um Gottes Wunsch nachzukommen. Doch verärgert, wie er war, konnte er es sich nicht verbeißen, die Köpfe der Roma und Walachen zu vertauschen. Deswegen haben bis heute viele Walachen dunkle Gesichter und lockiges Haar, während manche Roma hellhäutig sind, mit lichtem Haar und blauen Augen. Und tragen nicht die älteren Walachen immer noch Tücher um den Hals, damit die Male, die Petrus Schwert an ihren Hälsen hinterlassen hat, verborgen bleiben?


Sar o Roma taj o Vlachitike*

* pajtaschtscha ule

Ada sina, kada o Del taj o Petrus upro them meg phirnahi. Jefkar Roma taj Vlachitike ando jek mojakero te sol kamnahi. O godschar Vlachitike upral sovnahi, on meg hanahi taj akor te sol gele. O Roma upreder atschnahi, taj palo habe meg poroti tschite taj asnahi. O Vlachitike khine sina, kaj o cilo di buti kerde. 05-4-3 2Akan i larma len upre dschangatscha. Jek upre bitschade, savo le Romenge te phenel, hot smirom te den. O Roma priminde lenge, hot mirne te den, taj oda Vlachitiko papal te sol peske gelo. Ham o Roma upro pumaro primintschago pobisterde. Papal iste o Vlachitike jek mursche upre bitschade. I larma ar sina ? ham dur na. Akan o Vlachitike hojame ule, taj andar o vodri uschtine taj upre naschte uso Roma. Bari vristscha kesdintscha, taj upro jefkar tschingeripe sina, taj akan asaj bari larma sina, hot muguli o Del iste oda schuntscha. O Del le Petrus akartscha, savo o maripe ande oda mojakero iste kisetintscha. O Petrus andar o nebo tel alo, taj akor papal smirom sina. Ham sar ov ando nebo pal avlahi, papal i vristscha kesdintscha. Akan o dujtoval o Petrus tel iste gelo, kaj papal o Del leske phentscha, hot ov smirom iste kerel. Phari buti sina, ham akor smirom dine. Ov ham meg ando nebo nana, papal o tschingeripe kesdintscha, taj but soraleder vristschanahi sar agun. Akan o Petrus asaj hojamo ulo, hot ando mojakero pal gelo, kekaj o Del leske oda na upre dija. Tikno hokono lija, taj te urtschal le mukla ? menik jek schero upro teschto mekla. Akor o Petrus pal gelo ando nebo, taj ando vodro gelo te sol. Akan o Del te schunel kamlahi, so ande oda mojakero sina, ham naschtig nischta schuntscha. Uso Petrus gelo, upre le dschangatscha, taj phutschla lestar: ?Petrus, so adale nipoha kertschal, hot asaj mirne hi le?? O Petrus sa afka phukatscha, sar sina. Akor o Del ruschto ulo le Petrusiha. Phentscha leske, hot meg jefkar tel iste dschal taj o cilo malea papal te latscharel. Hat o Petrus andar o vodro uschtino, sar o Del le leske parantscholintscha. Ham ov hojamo sina, taj andi bari holi le Romengere schere upre Vlachitike teschti tschitscha, taj le Vlachitike schere upre Romengere teschti. Vaschoda meg adi but Vlachitiken kale muja hi taj ringlime bal, taj but Romen lijachti cipa hi taj lijachti bal taj modre atscha; taj nan afka, hot meg adi but phure Vlachitiken menjengere kosni hi, kaj niko te dikel o dukajipe, so le Petrusiskero hokono ande lengere menja pal mukla?

Erzählt 1993 von Asen Georgiev Minkov, damals 70 Jahre alt, aus der Gruppe der Erlii in Rakitovo; aufgezeichnet von Yousif Nounev, veröffentlicht in Studii Romani I, Sofia 1994, unter dem Titel"Sar o Roma hem o Vlahce achil andane".

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